Aramis...

von jeher mein Lieblingsmusketier

Doch, dass mir einmal selbst ein Musketier zur Seite stehen würde, konnte ich vor gut einem Jahr noch nicht ahnen.

Schon als kleines Mädchen mit dem Pferdevirus infiziert, machte mir eine Pferdehaarallergie nicht nur Reitunterricht, sondern vor allem den Traum vom eigenen Pferd sehr schnell zunichte. Auch wenn ich das nicht akzeptieren wollte, musste ich wohl oder übel mit diesem Umstand leben.

Die Jahre gingen vorbei, Schule, Studium, Beruf sorgten für Ablenkung. Nur ein Zeitungsartikel über sogenannte „Curly Horses“ schlich sich vor einigen Jahren an meine Pinnwand. Denn irgendwo schlummerte noch dieses „Virus“ und – aus welchen Gründen auch immer – brach es wieder aus. Den Artikel in der Hand, machte ich mich im Internet schlau und stieß dabei auf das Gestüt Wolf. Nach einigem Zögern setzte ich mich mit Petra Wolf in Verbindung, doch es sollten nochmals mehrere Monate vergehen, bis ich tatsächlich den Schritt zum Test wagte.

Dieser ist nun gut ein Jahr her und was soll ich sagen: Ich war nur noch begeistert! Von den Pferden, auf die ich nicht bzw. nur kurz reagierte, dem Gestüt selbst, den unglaublich netten Menschen dort und ihrer Philosophie – Einfühlungsvermögen statt Zwang, Bodenarbeit als Grundlage für das Reiten, solider Einzel- und Kleingruppenunterricht statt sturem Abteilungsreiten, fundiertes Wissen über Anatomie und Wesen des Pferdes. Wann immer möglich schaufelte ich mir Zeit frei, um ein paar Tage in Bickenbach zu verbringen. Und der Traum vom eigenen Pferd war plötzlich in greifbarer Nähe. Dies umso mehr, als aufgrund der Entfernung regelmäßige Besuche leider ausscheiden.

Lange Gespräche mit Petra folgten und neben zwei wunderbaren, bereits umfassend ausgebildeten Stuten geriet plötzlich ein dreijähriger dunkelbrauner curly Hengst in den Fokus. Mein erster Gedanke? Nie im Leben! Ich, Anfängerin, einen Dreijährigen? Undenkbar! Oder doch nicht...? Nach dem Motto „Man kann ja mal gucken“ war ich neugierig geworden und Petra schlug mir einen Spaziergang mit „Aramis“ vor.

Als ich noch ein wenig orientierungslos auf der Weide stand, stupste mich plötzlich eine weiche Nase am Arm. Und große braune Augen guckten mich auffordernd an. Hmm... Der anschließende Spaziergang war ein schönes Erlebnis. Aramis ließ sich bereitwillig führen, ging souverän überallhin mit und betrachtete die Umgebung neugierig. Trotzdem: Ich wollte eigentlich eine ausgebildete Stute. Eigentlich... Mit Plänen im Kopf fuhr ich nach Hause.

Den Plänen folgten Zweifel und der Kreislauf hoffen, planen, zweifeln, verwerfen, hoffen, planen etc. etc. wollte kein Ende nehmen. Auch Petra geriet in diesen Strudel. Mit unendlicher Geduld hörte sie mir nicht nur zu, sondern hinterfragte meine Zweifel auch kritisch und neutral. Dafür nochmals ganz herzlichen Dank liebe Petra!

Zwischenzeitlich hatte ich in meiner Nähe tatsächlich einen Offenstall samt patenter Reitlehrerin gefunden, die sich nicht nur zur Unterbringung „meines“ Pferdes, sondern auch zu unserem Training bereit erklärt hatte. Da sich auch beruflich die bislang praktizierte Pendelei ihrem Ende neigte, stimmten also alle Voraussetzungen. Stellte sich somit „nur“ noch die Frage „Wie wirst Du Dich entscheiden?“ Das wollte ich im Rahmen eines Seminars für mich klären, in welchem ich mit meinen beiden Favoriten arbeiten durfte.

Auch hier folgten erneut ein ausführliches Gespräch sowie eine kurze Bedenkzeit – obwohl meine Entscheidung im Grunde bereits feststand. Denn spätestens zu dem Zeitpunkt, als Aramis mir nach vollendetem Training abgehalftert ohne Not freiwillig folgte, war klar: „Das ist mein Pferd!“ Zwei Tage später teilte ich Petra meinen Entschluss mit und jetzt gehört Aramis tatsächlich mir.

Inzwischen Wallach wird er nun schonend trainiert und angeritten und ich versuche weiterhin, so oft wie möglich zum Gestüt zu fahren, um gemeinsam mit meinem Musketier mehr über Bodenarbeit und die Reitkunst zu lernen. Bis ich ihn im nächsten Jahr zu mir holen werde, weiß ich Aramis bei Petra, Jenni, Laura und Maria bestens aufgehoben. Auch wenn ich mir der großen Verantwortung und – gerade als Anfängerin – der Herausforderung bewusst bin, werde ich mein Bestes geben, Aramis ein ähnlich schönes Zuhause wie in Bickenbach zu bieten und ich freue mich auf unsere gemeinsame Zukunft. Einer für Eine und Eine für Einen.